30.08.2011

Glueck und Pech - Gott bremst, Gott gibt Gas


Ich wandere das wunderschoene Luzanka Tal entlang, um mein naechstes UNESCO Weltnaturerbe zu sehen, den Buchen-Urwald.
 

Nach einiger Muehe erreiche ich endlich den Buchenwald im Uholsko-Shzrokkoluzhanskyi Massiv in den Karparten im Sueden der Ukraine und freue mich schon auf den Urwald und darauf, uralte Buchen zu fotografieren.

Alle wieder aufladbaren Akkus sind leer, aber zum Glueck habe ich noch 8 neue Batterien. Ungluecklicher Weise sind diese jedoch leer, obwohl neu gekauft. Ich quetsche mit Waerme (Sonnenschein) und Warten das letzte aus den Akkus raus und kann so noch etwa 15 Fotos schiessen. Normal waeren es Hunderte geworden.


Ich geniesse einfach die wundervollen Baeume und das Tal der Luzanka.



Auf dem Berg Topas, 1548 m, uebernachte ich und steige am Morgen hinab ins Tal nach Kolochava, um neue Batterien zu kaufen. Leider habe ich keine Hryvnia (Waehrung der Ukraine). Glueck gehabt, es gibt einen Bankautomat in dem Dorf. Pech gehabt, dieser ist defekt. 

 
Ich laufe 10 km im Tal entlang von Dorf zu Dorf bis nach Synevyr, aber nirgends finde ich einen Bankautomat. Per Autostop, schon das 5. Auto nimmt mich mit, gelange ich nach Mizhhiri, die naechste Kleinstadt. Dort bekomme ich endlich Geld und neue Batterien, die auch geladen sind, ich teste das vorsichthalber direkt beim Kauf.
Eine fast verfallene Huette der Hirten in den Bergen der Karparten

In Mizhhiria uebernachte ich am Fluss Rika. Frueh in der Morgendaemmerung weckt mich lautes und anhaltendes Hundegebell. Ich stehe also frueh auf, um einen Bus nach Sueden zu erwischen, in Richtung Rumaenien.
Ueber 2 Stunden stehe ich an der Strasse und warte auf einen Bus oder ein Auto, bis endlich ein Taxi anhaelt. Ich denke "Das wird viel zu teuer!", doch der Fahrer will nur umgerechnet 5 EUR fuer die 50 km nach Khust. Spottbillig. Glueck gehabt. Von Khust kann es nicht schwer sein nach Rumaenien zu kommen.

Der Taxifahrer bringt mich zu Bahnhof und ich suche einen Bus oder Zug nach Rumaenien. Das ist ein kleines Abenteuer fuer sich. Die Ukrainer schreiben das kyrillische Alphabet, dort sind die Buchstaben komplett anders. Ich kann nichts lesen, nicht mal die Staedtenamen die auf den Bussen oder den Anzeigetafeln stehen. Und fast kein Ukrainer spricht Englisch, geschweige denn Deutsch. Die Beamten an Bus- und Bahnschalter jedenfalls nicht.

Ich fertige mir selbst eine Buchstaben-Uebersetzungstabelle an mit Hilfe einer zweisprachigen Landkarte, um wenigstens die Staedtenamen entziffern zu koennen. Nach und nach kriege ich raus, dass ich von Khust nicht direkt nach Rumaenien reisen kann, obwohl die Grenze nur 10 km entfernt ist. Ich habe anscheinend zwei Moeglichkeiten.
Die 1. Moeglichkeit: Ich fahre oder trampe 70 km in die naechste groessere Stadt Mukacheve, von dort haette ich per Bus und Bahn alle Moeglichkeiten. Einer empfiehlt mir sogar in die Touristenstadt Uzhhorod (120 km) zu fahren. Aber beide Staedte liegen im Nordwesten, die entgegengesetzte Richtung.
Die 2. Moeglichkeit klingt interessanter und fuer diese entscheide ich mich, da ich schon vorher davon gehoert hatte: mit dem Bus ins 60 km entfernte Solotvyro direkt an der ukrainisch-rumaenischen Grenze und per Pedes ueber die Grenze nach Sighetu.
Obwohl ich vor 6 Uhr aufgestanden war, ist inzwischen schon Mittag und ich bin nur 50 km weiter gekommen.

Und ich werde weiter aufgehalten. Mein Bargeld reicht nicht fuer die Fahrkarte nach Solotvyro und einen Bankautomaten gibt es am Bahnhof nicht. Muss ich die 3 km ins Centrum zurueck laufen? Nein, ich finde einen Bankautomat am Krankenhaus, 500 m entfernt. Doch noch mehr Pech, der Automat schluckt zwar meine Kreditkarte, aber er verschluckt sie gleich ganz. Ohne Bargeld, ohne Kreditkarte bin ich ziemlich hilflos. Wie, wann und wo erhalte ich meine Karte wieder? Oder muss ich gar auf eine neue aus Deutschland warten? Wie lange werde ich warten muessen? An welche Adresse kann ich sie schicken lassen? Ich habe hier in Khust, in ganz Ukraine keine Adresse. Jetzt fange ich ernsthaft an, Gott um Hilfe zu bitten und direkt neben dem Bankautomat vor dem Krankenhaus und in der Bibel zu lesen. Und ich lese:

"Don't worry about anything; instead, pray about everything." 
"Sorge dich um nichts; stattdessen bete fuer alles."
 Philipper 4, 6


Nach 45 Minuten faehrt ein Polizeiwagen vor und drei schwarze Maenner steigen aus und tauschen die Box des Bankautomaten aus. In dieser Box ist meine Kreditkarte. Anderen ist vor mir gleiches passiert und sie riefen bei der Bank an. Meine Karte wollen mir die drei schwarzen Maenner allerdings nicht aushaendigen. Ich muss zur Bankfiliale ins 3 km entfernte Zentrum. Gut das mir einer hilft und mir wenigstens die Adresse der Bankfiliale aufschreibt, so kann ich mich leichter durchfragen. Endlich finde ich diese Bank, erhalte unkompliziert meine Karte und lasse mir diesmal vorsichthalber etwas mehr Hryvnia auszahlen. Gluecklicherweise ist meine Karte nicht blockiert, wie der Bankbeamte befuerchtet.



Jetzt gehts langsam wieder "aufwaerts". Danke Gott!
Ich verlaufe mich zwar einmal in den Strassen von Khust, gelange jedoch zuegig zurueck zur Busstation, erhalte schnell eine Fahrkarte nach Solotvyno und erwische gerade noch den Bus. In Solotvyno haelt gleich das erste Auto und bringt mich direkt zum Grenzuebergang.

Zu Fuss laufe ich ueber die Bruecke

nach Rumaenien.

1 km laufe ich in Sighetu bis zum Bahnhof und nehme um 1 Uhr den Zug ueber Cluj-Napoca (Klausenburg) nach Sibiu (Hermannstadt) fuer 70 Lei = 17 EUR.

Am 1. Tag des neuen Monats September bin ich in der "deutschen" Hermann-Stadt.



In Rumaenien verstehe ich wieder ein wenig. Beim Lesen helfen mir die normalen Buchstaben und meine bescheidenen Sprachkenntnisse in Franzoesisch und Spanisch. Beim Sprechen die guten Englischkenntnisse der Rumaenier.

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